Etappe 1: Vom Wesertal über den Eisberg nach Roggenthal (12,5 km)
Die Tour beginnt an der Weser in Beverungen. In der Nähe des Schulzentrums fällt Ihr Blick auf die Kreuzbergkapelle, letzte Station eines 1858/1859 angelegten Kreuzwegs. Sie thront auf dem Kapellenberg, der nicht nur Beschaulichkeit, sondern zugleich eine großartige Aussicht auf Beverungen und Lauenförde sowie das Wesertal bietet.
Beim Wanderpilz, ein idealer Rastplatz, können Sie eine ausgezeichnete Fernsicht genießen: Ganz links – sozusagen zwischen Galgenberg und Kapellenberg, über den hinweg der Getreidespeicher auftaucht – lugt die Weser hervor, weiter nach rechts einige Kiesgruben sowie auf der östlichen und bereits niedersächsischen Seite der Weser große Hallen vom Gewerbegebiet Lauenförde.
Aus dem scheinbar homogenen Siedlungskörper ragen von links nach rechts einige markante Gebäude heraus: die kath. Pfarrkirche St.-Johannes-Baptist von 1698 mit ihrem barocken Turmhelm, das Seniorenheim (mit gelbem Anstrich), das ehem. Amtsgericht mit seinem markanten Treppengiebel sowie die Burg Beverungen von 1330, dann der spitze Turm der 1866 errichteten evangelischen Kirche; in gleicher Höhe die evangelischen Markuskirche von 1569 in Lauenförde, nur nach hinten, also nach Osten, versetzt, aber bereits auf der niedersächsischen Weserseite gelegen; noch ein wenig weiter nach rechts, jedoch wieder auf der westfälischen Seite, die Beverunger Stadthalle; und noch ein Stückchen weiter nach rechts ist der Weserdurchbruch zwischen Herstelle und Bad Karlshafen zu erkennen.
Der folgende Weg lässt Sie dann die Waldesstille des Eisbergs genießen. Der Eisberg umfasst etwa 420 ha Wald. Wesentliches Merkmal sind seine nährstoffreichen flachgründigen Kalkböden und der daraus sowie aufgrund seiner Südhanglage resultierende extreme Wassermangel. Die Trockenheit beeinflusst natürlich die Wuchshöhe dieses typischen Orchideen-Buchenwaldes. Zugleich bilden die zahlreichen trockenen Muschelkalkkuppen Nischenstandorte für ca. 20 seltene Edellaubgehölze, z. B. für Wildapfel, Wildbirne, Traubeneiche, Esche, Hainbuche, Vogelkirsche, Ulme, Feldulme, Spitz- und Feldahorn sowie ebenfalls für die Elsbeere, die zu den wertvollsten Hölzern überhaupt zählt. Nur etwa 1% aller Waldstandorte in Deutschland weisen diese Nischenwaldgesellschaften auf.
Nach rund 6 km - am Waldrand - können Sie einen ungehinderten Blick auf Gut Oeserborn genießen. Beim Gebäude links davon handelt es sich übrigens um das Bildungszentrum Beverungen der IG Metall auf der Elisenhöhe bei Drenke. Diese Einrichtung wurde Anfang der 1950-er Jahre als Schulungs- und Erholungsheim Elisenhöhe von der Gewerkschaft Textil-Bekleidung gegründet. Seit 1964 als `Werner-Bock-Schule´ bezeichnet – benannt nach dem ersten Vorsitzenden dieser Gewerkschaft – zählt sie seit der Integration der GTB in die IG Metall zum 01.07.1998 zu den sieben zentralen Bildungsstätten dieser Gewerkschaft.
Bald ist dann auch Roggenthal erreicht. Früher ein landwirtschaftliches Anwesen mit einer Mühle, die bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg erwähnt wurde, entstand 1982 ein Feriendorf, das vor allem von niederländischen Urlaubern frequentiert wurde. Seit einigen Jahren werden die früheren Ferienhäuser allerdings ausschließlich privat genutzt.
Beim Blick weiter gen Süden entdecken Sie mit dem Haus, das am Hang des 328 m hohen Schnegelbergs hervorlugt, bereits den Ortsrand von Dalhausen; noch weiter nach Süden, auf der anderen Seite des Tales, den 301 m hohen Kreihenberg. Unmittelbar vor Ihnen – über die Bundesstraße 241 hinweg, die dem zunehmend enger werdenden und von steilen Hängen eingefassten Tal der Bever folgt – erhebt sich auf dem bis zu 340 m hohen Muschelkalkmassiv der Jakobsberger Wald.
In Roggenthal stoßen Sie nun auch auf den 13 km langen Höhenrundweg „Kalkmagerrasen Dalhausen“, dessen Streckenführung bis Dalhausen mit der Route vom Weser-Bever-Höhenweg identisch ist.
Etappe 2: Von Roggenthal nach Dalhausen (4,8 km)
Zunächst geht es nun überwiegend durch Laubwald.
Folgen Sie dann dem herrlichen Grasweg, der Sie etwa 1 km am steilen Hang des Schnegelberges entlang führt: dem Weidegebiet von Ziegen. Er lässt Sie eine grandiose Aussicht auf Dalhausen genießen . Die über 1.000 Jahre alte Siedlung ist von Bergketten regelrecht eingeschlossen, unterbrochen nur durch mehrere schluchtartige Seitentäler, die in den im Tal der Bever gelegenen Ort führen.
Dieser rund 10 km lange Bach entsteht in etwa 1 km Entfernung aus dem Zusammenfluss von Jordan, Eselsbach und Lebersiek. Beim Blick auf das Tal wird die Abtragungskraft der Bever, die dieses Tal entstehen ließ, besonders deutlich. Der Ursprung der Bever liegt bei etwa 181 m, ihre Mündung in die Weser bei Beverungen ca. 93 m über N.N.
Die überaus enge Tallage sowie die kargen Bodenverhältnisse ließen bedeutende wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten in Dalhausen nicht zu: Man lebte früher mehr schlecht als recht von Landwirtschaft, Ziegenhaltung und Korbflechterei.
Bis weit ins 20. Jahrhundert gehörten Ziegen zum alltäglichen Bild in Dalhausen. Sie wurden als Milchziegen gehalten, morgens von einem Hirten 'abgeholt' und kamen abends allein von den Berghängen zurück ins Dorf: Von wegen `dumme Ziege´, jede Ziege wusste genau, in welchen Stall sie gehörte. Noch in den 1960-er Jahren grasten an den Berghängen bis zu 200 Ziegen.
Die Ziege galt als `Kuh des kleinen Mannes´. Das Halten einer Kuh war für viele zu teuer. Schafe kamen nicht in Frage, weil sie sich für die Stallhaltung im Haus nicht eigneten und auch weniger Milch geben. Kurz: Eine Alternative zur Ziege gab es also nicht.
An diese Zeit erinnert der Dalhauser Almabtrieb. Seit nunmehr fast 20 Jahren wird er alljährlich Anfang Oktober veranstaltet - ein lustiges Spektakel, das die Zuschauer immer wieder begeistert, wenn die meckernden Vierbeiner, von einer Blaskapelle begleitet, durch den Ort geführt werden.
Mit den Ziegen wird zugleich aktiver Naturschutz praktiziert: So ist 2001 unter Federführung der Landschaftsstation Borgentreich die `Erzeugergemeinschaft Bergwiesen Dalhausen´ gegründet worden, die für die Bewirtschaftung der Kalkmagerrasenflächen Sorge trägt, um mit Hilfe der Ziegen dem Verbuschen der Hänge Einhalt zu gebieten.
Diese flachgründigen Kalkböden sind vor allem durch Nährstoffarmut und Wassermangel gekennzeichnet, so dass vor allem Trockenheit liebende Pflanzen vorkommen. Trotz der schönen Aussicht sollten Sie daher auch auf kleine Attraktionen zu Ihren Füßen achten: Denn je nach Jahreszeit werden Sie sich hier z. B. an den blauen Blüten vom DeutschenEnzian erfreuen können.
In Dalhausen selbst sollten Sie sich in jedem Fall ein wenig Zeit und Muße für die katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Geburt nehmen. Wenn Sie die Kirche über die Vorhalle betreten, sind gewiss auch Sie „augenblicklich angetan von der wohlproportionierten, harmonischen Raumgestalt und ihrem Gepräge mit einer Bilderwelt, in der sich formale Ausgestaltung wie inhaltliche Aussage einander ergänzen und ineinander aufgehen und folglich die Idee dieses Gotteshauses, nämlich Ort tiefster Verehrung Marias zu sein, besonders akzentuieren. Denn so, wie zahlreiche Mariendarstellungen die Altäre zieren, finden sich nicht wenige Plastiken gerade jener Heiligen, deren Leben und Wirken von einer innigen Beziehung zur Gottesmutter bestimmt war.“ (Hermann-Josef Sander: St. Marien Dalhausen (Schnell & Steiner Kunstführer Nr. 2275), Regensburg 1996, S. 11)
Achten Sie vor allem auf das Gnadenbild auf dem südlichen Seitenaltar – eine etwa 30 cm große gotische Holzplastik von 1300, die die Muttergottes mit dem Jesuskind darstellt – sowie auf dem nördlichen Seitenaltar auf die Figur der „Mutter Anna Selbdritt“, eine etwa 40 cm große gotische Eichenplastik aus dem Jahre 1510.
Das Gnadenbild sowie der Titel der Kirche `Mariä Geburt´ sind übrigens ausschlaggebend für das Entstehen der Wallfahrt gewesen, die erstmals um 1403 durchgeführt worden sein soll.
Nicht nur zu den beiden traditionellen Wallfahrtstagen `Mariä Heimsuchung´ im Juli und `Mariä Geburt´ im September zieht es noch immer zahlreiche Pilger aus nah und fern zu dem 1721 erbauten, 1950 erweiterten und 1985 wieder mit den ursprünglichen Barockaltären ausgestatteten Gotteshaus.
Auch das nur wenige 100 Meter von der Kirche entfernt gelegene Korbmacher-Museum Dalhausen verdient einen Besuch. Auf etwa 380 qm Ausstellungsfläche wird anhand zahlreicher Original-Exponate sowie umfassender Text- und Bildinformation die facettenreiche Geschichte des Korbmacherhandwerks in Dalhausen anschaulich dokumentiert und erläutert.
Menschliche Lebenswirklichkeit, nicht eine abgehobene Ästhetik steht im Vordergrund – und gerade darin liegt der Reiz dieses Museums begründet. Mit seinen 12 Ausstellungseinheiten – darunter ein originaler Korbmachersaal, der zahlreiche Details der Arbeitsgewohnheiten und der innerbetrieblichen Arbeitsorganisation lebendig werden lässt – und der Korbmacherwerkstatt begeistert es wohl jeden Besucher.
Doch dank regelmäßiger Wechselausstellungen präsentiert dieses Museum nicht nur Handwerkskunst, sondern erweist sich gleichsam als ein ideales Forum, wo die Bedeutung von Kunst und Alltagskultur reflektiert wird.
Etappe 3: Von Dalhausen zur Klus Eddessen (5,1 km)
Nach einem rund 1 Kilometer langen Anstieg ist dann auch die Mariengrotte erreicht.
Zuvor - vor dem letzten Steilstück - zweigt dann der Höhenrundweg „Kalkmagerrasen Dalhausen“ nach links ab und führt über den Kreihenberg und Jakobsberg nach Roggenthal, wo Sie erstmals auf diesen Weg stießen.
Die Grotte lädt dann erst einmal ein zu einer beschaulichen Rast. Diese Marienandachtsstätte hatte ein im Januar 1927 geborener Dalhausener 1958 in Absprache mit dem damaligen Dalhausener Pastor Joseph Feldmann aus Dankbarkeit errichten lassen, weil er als junger Mann die Kriegswirren unversehrt überstanden hatte. Interessant zu wissen: Die Grotte wurde von einem Maurer aus Borgholz gebaut, und sie steht auf dem Gebiet der Stadt Borgentreich. Aber seinerzeit war die schöne Lage und nicht eine kommunale Grenze für den Standort ausschlaggebend gewesen.
Wenig später am Waldrand können Sie einen Ausblick auf eine Landschaft völlig anderen Charakters genießen: Beim Blick entgegen dem Uhrzeigersinn (also von Nordwest nach Süd) taucht über dem an das vor Ihnen liegende Feld sich anschließenden Wald die Spitze eines Kirchturms auf, nämlich von der kath. Pfarrkirche St. Marien (1834) in der Ortschaft Borgholz. Wegen des Waldes entzieht sich die einstige Titularstadt allerdings Ihrem Blick, die 1291 Bischof Otto von Paderborn planmäßig anlegte und mit einer Stadtmauer umgab.
Etwas nordwestlich von Borgholz tauchen die Kuppeln einer Biogasanlage auf, dahinter können Sie die Häuser von Drankhausen entdecken.
Rechts an Drankhausen schließt sich der Bannenberg an. Der Horizont ganz im Westen wird begrenzt vom Eggegebirge mit seinem 133 m hohen Sendeturm, an das sich südlich die Kuppen des Sauerlandes anschließen.
Blicken Sie weiter nach links – jedoch mehr im Vordergrund und etwa 2 km von Borgholz entfernt –, entdecken Sie den kleinen Ort Natzungen mit dem wuchtigen romanischen Turm der kath. Pfarrkirche St. Nikolaus. Weiter nach links über die Anhöhe mit dem Fichtenbestand hinweg taucht Hohenwepel auf mit seinem markanten Wasserturm, der schon aufgrund seiner eigenwilligen Form ins Auge fällt. Eine Erklärung für seine scheinbare Unförmigkeit, bedingt durch die sich nach unten hin verjüngende Form, kann rasch gegeben werden: Gerade auf dem flachen Land ist es oft schwierig, für den entsprechenden Wasserdruck zu sorgen. Abhilfe schaffte man mit derartigen Wasserhochbehältern, bei denen der untere Teil des Turmes lediglich als Trägersystem bzw. Stütze für den oberen Teil dient, der umso größer ausfällt, je größer das Volumen des in ihm vorhandenen Wasserbehälters ist. Und je größer das Volumen, desto höher ebenso der Wasserdruck.
Weiter nach links, allerdings wiederum mehr im Vordergrund, rückt im Süden der 277 m hohe Spiegelsberg – ein vulkanischer Durchbruch – in Ihr Blickfeld, auf dessen abgeflachter Kuppe zwei Bäume stehen.
Unterhalb dieses Berges (südwestl.) schimmert ein stark befahrenes Verkehrsband: die Bundestraße 241. Auf der Anhöhe links vom Spiegelsberg dreht sich der Rotor der 50 m hohen Windkraftanlage vom Gehöft Elensburg.
Im Herbst fällt Ihnen zwischen der sich rechts von dieser Windkraftanlage erstreckenden Waldparzelle und der sich nach links vom Spiegelsberg sich anschließenden Baumgruppe gewiss eine Rauchsäule auf: markanter Hinweis auf die 1882 entstandene Zuckerfabrik, die heute zu den Werken der Südzucker AG zählt, am Ortsrand der ehemaligen Hansestadt Warburg gelegen.
Ihr Weg führt nun stets bergab, und nach gut 2 km haben Sie das Tal des Lebersiek erreicht. Aus diesem kleinen mäandernden Bach entsteht etwa 2 km nordwestlich von hier zusammen mit Eselsbach und Jordan die bereits bekannte Bever, der Sie später in Beverungen erneut begegnen werden.
Am Waldrand entlang gelangen Sie alsbald zum Grab des Alten Baron. Adolf Freiherr von Amelunxen (17.12.1866 – 25.09.1957), Landforstmeister a. D., fand hier mit seiner Frau Elisabeth, die 1958 starb, seine letzte Ruhestätte. Er galt als ein Mann, „dessen markantesten Eigenschaften rücksichtslose Härte gegen sich und warme Herzensgüte allen seinen Mitmenschen gegenüber waren. Spartanische Einfachheit, kompromisslose Wahrheitsliebe, bei tiefer Gläubigkeit und Gottesfurcht, prägten sein Wesen. Er war sein Leben lang immer im Dienst, sein höchstes Glück war die erfüllte Pflicht. Trotzdem ließ sein fröhliches Herz seinen sonnigen Humor niemals versiegen.“ (Nachruf auf dem Totenzettel für Adolf Freiherr von Amelunxen, Druckerei Heinrich Werth, Warburg 1957) .
Ihr Weg lässt Sie alsbald zur Klus Eddessen gelangen.
Diese weit über die Region hinaus bekannte Kapelle wurde Ende des 15./Anfang des 16. Jh. in Erinnerung an das von Hussiten 1447 im Rahmen der Soester Fehde (1444 – 1449) vernichtete Dorf Eddessen errichtet. Als Soester Fehde wird übrigens der fünf Jahre dauernde Konflikt des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers mit der Stadt Soest bezeichnet. Auch wenn dieser böhmische Söldner einsetze, um seine Interessen durchzusetzen, konnte die Stadt Soest sich letztlich behaupten.
Die heutige Klus stammt aus dem Jahre 1856. Unterbrochen von Zeiten, in denen sie nicht besetzt war, verrichteten zahlreiche Klusner hier ihren Dienst.
Von 1860 bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges wirkte hier Bruder Ubaldus. Sein Grab liegt vor der Kapelle, und schon zu Lebzeiten hatte er anstelle eines Bettes seinen selbstgezimmerten Sarg als Schlafstatt genutzt!
Von 1970 – 1975 wohnte der über Europas Grenzen hinaus weit bekannt gewordene Bruder Hermann unweit der Klus in einer kleinen Holzhütte und verkündete ein „Leben der weltweiten Einfachheit“. Einige Jahre lebte eine Eremitin im Wohntrakt der Klause und trug Sorge zur Erhaltung dieser friedvollen Stätte.
Die Borgholzer Bevölkerung pilgert übrigens jeweils im Mai und September an den kirchlichen Festen Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung zur Klus – Reminiszenz an das Gelübde von 1676, als die Rote Ruhr Borgholz heimsuchte. Die Bevölkerung aus Dalhausen, mittlerweile aber aus dem gesamten pastoralen Raum Beverungen, unternimmt jeweils am zweiten Pfingsttag eine Prozession zur Klus.
Etappe 4: Von der Klus nach Haarbrück (4,2 km)
Sie sind hier in diesem Bereich übrigens auf dem sog. Eiserweg unterwegs, einem uralten Handelsweg, der aus dem Raum Waldeck kommt und weiter über Marsberg, Rimbeck, Warburg, Borgentreich und Haarbrück nach Beverungen führte. Der Name dieses Weges erinnert an den früheren Eisenhandel, für den Beverungen ein wichtiger Umschlagplatz war. „Ueber den Eiserweg heißt es in einem Paderbornschen Lagebuch: `Ein Landweg, der mit Stabeisen befahren wird, so aus dem Waldeckschen über das ohnweit Bühne gelegene Holz, der Eichhagen, über Warburg, Borgentreich nach Beverungen geht. Ist aber ein schlechter Weg, besonders wegen des Haarbrück zwischen Mühlenberg und Papenstieg, herunter nach Beverungen gehenden Steinwegs.´ 1781 sollen übrigens an nur einem Tag 50 Wagen Roheisen nach Beverungen gebracht worden sein.“ (Pfarrer Basse: Haddenberg, das spätere Jakobsberg/Krs. Höxter,aus: Dreizehnlinden - Heimatklänge aus dem Höxterland Nr.111/Jg. 11 vom 24.02.1934, S,. 465).
Kurz vor dem Ortseingang von Haarbrück, in Höhe des auf der linken Seite des Weges mit Bäumen und einer Hütte bestandenen umzäunten Grundstücks, bietet sich eine wirklich traumhaften Aussicht. Lassen Sie das Landschaftsbild auf sich einwirken! Erschließen Sie sich einige markante Punkte entgegen dem Uhrzeigersinn:
Links fällt Ihr Auge auf den Wartturm von 1429 – Turmruine einer früheren Landwehr, die aus mehreren Wällen und Gräben, die mit undurchdringlichen Dornenhecken bewachsen waren, angelegt worden war, um das Eindringen von Feinden zu verhindern. Auf vielen Anhöhen standen Warttürme, die mit Spähposten besetzt waren. Nach dem Dreißigjährigen Krieg verfielen diese alten Verteidigungsanlagen zusehends. Wälle und Gräben wurden eingeebnet , weil die Landwirtschaft behindert wurde.
Links vom Wartturm – im Nordwesten – entdecken Sie auf der kahlen Hochfläche der Hegge eine auffällige runde Kuppel: Radarschirme drehen sich unter ihr. Noch bis 1993 war im darunter gelegenen Bunker der Radarstation Auenhausen eine Radarführungsabteilung der Bundeswehr tätig; heute hingegen werden die Daten elektronisch an mehrere weiter entfernt gelegene Standorte geleitet. Unterhalb der Station ducken sich die Häuser der kleinen Ortschaft Auenhausen in einer kleinen Mulde.
Weiter nach links haben Sie jetzt ferner einen weiten Blick in die Warburger Börde: eine typische Agrarlandschaft, und der Blick über die gewellte Mulde zeigt, dass Ackerbau die Flächennutzung beherrscht. Sein Anteil an der landwirtschaftlich genutzten Fläche der Börde liegt bei über 85%. Ausgangsgestein bei der Bildung des fruchtbaren Bördebodens ist der Löß, der während der letzten Eiszeit angeweht wurde und der Börde ihre typische gelbe Bodenfarbe verleiht. Interessant zu wissen, dass die landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetriebe der Börde im Durchschnitt etwa 50 - 150 ha LNF bewirtschaften.
Begrenzt wird Ihr Blick in die Börde von der „blaue(n) aufgemauerte(n) Wand der Egge, ragend wie eine Alp“ (Jürgen von der Wense: Wanderjahre, Ausgabe Matthes & Seitz, Berlin 2006, S. 289) – dem beherrschenden Kammzug im östlichen Westfalen. Der nord-südlich gerichtete Gebirgszug (höchste Erhebung: Velmerstot mit 468 m) verbindet den Teutoburger Wald mit dem Sauerland. Überragt wird die Horizontlinie im Westen von dem 133 m hohen Sendeturm bei Willebadessen.
Das Eggegebirge bildet die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Ihre enorme Stauwirkung wird besonders signifikant im Hinblick auf die Niederschlagsverteilung. So fallen in der Egge bis zu 500 mm Niederschlag mehr als westlich und östlich von ihr.
Im Südwesten dann der Desenberg . Er zählt zu einer Kette vulkanischer Erscheinungen, die sich von der Hessischen Senke bis hierher ins Westfälische erstrecken. Er überragt das flache Umland mit 345 m als einzige Erhebung – auf seinem Gipfel thront eine ehemalige Raubritterburg von 1300 –, so dass dieser „Monarch und Mittelpunkt wie eine Pyramide“ (Jürgen von der Wense, S. 452) nicht zu Unrecht als Wahrzeichen der Warburger Börde bezeichnet wird .
Mit einer Höhenlage von 365,1 m ist Haarbrück höchstgelegener Ort im Stadtgebiet von Beverungen wie im Kreis Höxter überhaupt. Früher kam dieser exponierten Lage strategische Bedeutung zu, denn die vermutlich um 1200 gegründete Siedlung bildete seinerzeit eine natürliche Brücke zwischen der Warburger Börde und dem Wesertal bei Herstelle und Beverungen. Vergegenwärtigt man sich die zumeist abenteuerlichen Straßenverhältnisse früherer Zeitläufte, so war ein Durchkommen auf Wegen nämlich fast nur über die Höhen möglich, im Gegensatz zu den oftmals sumpfigen Niederungen.
In Höhe der Ruhebank vor dem Sendemast finden Sie wieder einen ausgezeichneten Aussichtspunkt:
Von links nach rechts, also im Uhrzeigersinn erblicken Sie die Höhen des Sauerlandes, ihm vorgelagert die Weite der Warburger Börde, dahinter die Egge mit dem Sendeturm, vor Ihnen der kraterartige Talkessel von Dalhausen. Aufgrund des Plateaucharakters Ihres Standorts und des tiefen Taleinschnitts können Sie von dem Ort allerdings nur die Häuser am Schnegelberg sehen, an dessen Hang Sie zuvor entlang gewandert sind. Vor Ihnen Jakobsberg, hinter den Windkraftanlagen im Nordosten der Köterberg, daran anschließend der Steilabfall von Brunsberg und Ziegenberg bei Höxter, das breiter werdende Wesertal bei Holzminden mit seinem unmittelbar an der Weser gelegenen Speicher sowie am Hang des Kathagenberges der Turm der evangelischen Christuskirche in Fürstenberg.
Alsbald ist dann auch das Kornhaus erreicht.
Etappe 5: Von Haarbrück nach Beverungen (6,6 km)
Rund 900 m vom Kornhaus entfernt, auf der Anhöhe, lässt sich wiederum eine unvergleichliche Fernsicht genießen:
Blicken Sie über Ihren Weg zurück nach Süden, entdecken Sie den Sendemast auf dem 392 m hohen Heuberg bei Hofgeismar, ca. 14 km von Ihrem Standort entfernt, noch weiter südlich den 186 m hohen Fernmeldeturm Habichtswald auf dem 595 m hohen Essigberg in der Nähe von Kassel, ungefähr 35 km von Ihnen entfernt.
Links dieser Blickachse ganz im Vordergrund der 389 m hohe Deiselberg, weiter links, oberhalb des Diemeltales die im 13. Jh. errichtete Trendelburg mit ihrem wuchtigen Bergfried.
Blicken Sie weiter nach links, also Richtung Südosten, taucht die Ortschaft Friedrichsfeld auf, auf einer Hochfläche am Rand des Reinhardswaldes gelegen.
Mit Solling und Bramwald – beide am östlichen Weserufer – stellt der Reinhardswald eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands dar. Mit ca. 210 qkm erstreckt er sich – in etwa 35 km Länge und bis zu 15 km Breite – von Hann. Münden aus bis nach Bad Karlshafen . Seine ausgedehnten Hochflächen erheben sich bis etwa 400 m über dem Meeresspiegel. Neben Buchen finden sich ebenfalls größere geschlossene Eichenbestände, was in Deutschland eher selten anzutreffen ist. Zu Recht gilt er als märchenhafter Wald in einer sagenhaften Landschaft, in der zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Brüder Grimm ihre Volksmärchen sammelten.
Schräg links, allerdings mehr im Hintergrund, die Sababurg, sozusagen im Herzen des Reinhardswaldes gelegen, Im Mittelalter wurde sie als Zapfenburg bezeichnet, die der Bischof von Mainz 1334 zum Schutz der zahlreichen Wallfahrer errichten ließ, die nach Gottsbüren pilgerten. So hatte sich die Kunde vom Wunder von Gottsbüren verbreitet, demzufolge hier blutende Hostien gefunden worden waren bzw. sogar der `Weltenheiland´, ein junger Mann, der die Gesichtszüge Christi und dessen Stigmata trug, woraus sich später eine Heilig-Blut-Wallfahrt entwickelte (Den geistigen Hintergrund dieser Wallfahrt und ihrer Zeit erschließt Hermann Multhaupt: Das Wunder vom Reinhardswald - Roman aus dem Mittelalter, Paderborn 2007). Heute gilt sie als Dornröschenschloss.
Den Turm der früheren Gottsbürener Wallfahrtskirche, quasi in einer Senke gelegen, können Sie entdecken, wenn Sie noch ein wenig weiter nach links blicken.
Noch weiter nach links, jedoch mehr im Vordergrund erstreckt sich der Solling; er schließt sich nördlich an den Reinhardswald an, überragt vom 159 m hohen Fernmeldeturm Solling der Deutschen Telekom, bei Espol in der Nähe von Hardegsen.
Noch ein Stückchen weiter nach links dann der massive Sollingturm auf dem 444 m hohen Strutberg nordwestlich von Uslar, deutlich erkennbar an seiner grünlich schimmernden Kupferhaube.
Weiter links am Horizont der Fernmeldeturm Höxter auf dem 452 m hohen Hasselberg bei Neuhaus im Solling.
Vor Ihnen das weiße Schloss Fürstenberg mit seiner weltberühmten Porzellanmanufaktur sowie tief im Wesertal Holzminden mit seinem Speicher.
Nordöstlich von Holzminden, den Horizont begrenzend, ein großes Gebäude, die ehemalige Zivildienstschule Ith, am Hang des bis zu 439 m hohen gleichnamigen Felsengebirges, das nicht nur Kreuzworträtselfans, sondern ebenso Kletterern bestens bekannt ist.
Im Norden zeigen sich die Windkraftanlagen auf der Bosseborner Höhe, noch weiter nördlich wieder der Köterberg und im Westen wieder der Sendeturm auf dem Eggegebirge.
Von Ihrem Standort aus fällt unweigerlich ein Windkraftgigant in Ihr Auge, der 1999 errichtet wurde mit einer Höhe von 97 m bis zur Nabenhöhe und einem Rotor von 66 m, die seinerzeit die größte Anlage in NRW war.
Werfen Sie jetzt aber unbedingt noch zwischen Windkraftanlage und Stromleitungsmasten hindurch einen Blick nach rechts. Sie entdecken am Horizont – fast 100 km Luftlinie von Ihnen entfernt! – das Massiv vom 1142 m hohen Brockenim Harz! Eine ausgezeichnete, d.h. sehr klare Sicht ist natürlich Voraussetzung.
Von der großen Gabelung im Schifftal sind es noch etwa 3,9 km bis zum Dampferanleger in Beverungen. Oberhalb des Wesertales wird dann der Blick frei auf das ehemalige Kernkraftwerk Würgassen, die Weser und die Bundesstraße B 83.
Seit Ende 1971 lieferte diese 650-Megawatt-Anlage Strom und war über Jahre hinweg größter Siedewasserreaktor Europas. Nachdem bei einer Inspektion Risse im Kernmantel entdeckt worden waren, wurde das Kraftwerk im August 1994 vom Netz genommen. Ging man zunächst davon aus, den Reaktor wieder anfahren zu können, beschloss die Betreibergesellschaft, die PreussenElektra in Hannover, jedoch am 01. Juni 1995, das KKW Würgassen aus betriebswirtschaftlichen Gründen stillzulegen. Die Grundsanierung des Kraftwerkes mit Austausch des Kernmantels hätte allein bis zur Wiederinbetriebnahme ca. 100 Millionen € gekostet, und später wären erneut Aufwendungen in dieser Höhe angefallen. Der Rückbau des Kraftwerks konnte dann im August 2014 abgeschlossen werden.
Über das Kraftwerk hinweg fällt Ihr Blick auf die mächtigen Felsklippen des 291 m hohen Rotsberges mit seinem Funkumsetzer, an dessen Fuß die von Bebra bis Bückeburg führende Bundesstraße B 83 vorbeiführt - die sog. Bremer Straße, eine alte Handelsstraße hoch am linken Ufer der Weser.
Etwa 300 m weiter wird der Horizont geradeaus begrenzt von Reinhardswald und Solling, nach Süden hin von Kloster und Burg Herstelle, unter diesen Herstelle mit der kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus von 1710. Unmittelbar vor Ihnen über die Weser hinweg breitet der Axelsee sich aus sowie der Yachthafen Dreiländereck, übrigens einziger Naturhafen für Sportboote an der Oberweser, nach links tauchen Lauenförde und der sanft ansteigende Solling auf.
Das Bootshaus Beverungen wird vom Wassersportverein Beverungen betrieben. 1950 als reiner Kanusportverein gegründet, ist der WSV heute mit mehr als 900 Mitgliedern der größte Sportverein der Stadt Beverungen sowie einer der größten Breitensportvereine im hiesigen Dreiländereck. Mit einer öffentlichen Gaststätte , Versammlungsräumen sowie Übernachtungsmöglichkeiten, einem angeschlossenen Campingplatz und Dauerstellplätzen für Wohnwagen ist das Bootshaus eine wichtige Anlaufstelle für Ruderer und Kanuten. Seine Bedeutung spiegelt sich nicht zuletzt ebenfalls darin wider, dass es sich als anerkannte Ausbildungsstätte des Regierungsbezirkes Detmold für die Lehrerfortbildung im Kanusport etablierte.
700 m vom Bootshaus entfernt gelangen Sie an den Bever-Mäander, – eine ideale Möglichkeit, sich das Wechselspiel von Abtragung und Anlandung durch die Kraft des Wassers zu vergegenwärtigen. Von hier sind es noch rund 850 m, bis Sie den Ausgangspunkt Ihrer Wanderung am Dampferanleger erreicht haben.