Entlang des EmsRadweges von Hövelhof bis Rheda-Wiedenbrück

Erlebnisbericht

Blick auf die Emsquellen
© K. Heimsath_IG EmsRadweg

Unsere Tagestour beginnt in Hövelhof im Kreis Paderborn. Hier wohnen und arbeiten wir und hier verbringen wir auch gerne unsere Wochenenden auf den zahlreichen Radwegen in der Umgebung. Heute haben wir uns für die Tagesetappe auf dem EmsRadweg von Hövelhof bis Rheda-Wiedenbrück entschieden. Vor uns liegen etwa 42 km durch Wald und Wiesen, historische Altstädte und sogar zwei ehemalige Landesgartenschauen. Auch wenn wir die Emsquellen nahezu auswendig kennen - will man den EmsRadweg fahren, muss man auch an den Quellen beginnen. Also stellen wir als allererstes unsere Räder am Ems-Informationszentrum, dem offiziellen Startpunkt des EmsRadweges, ab, schnappen die Rucksäcke und gehen zunächst zu Fuß bis zu den Quellen. Vom Parkplatz aus geht es etwa 500 m geradeaus, vorbei am Gehege der Senner Pferde. So sehr wir uns auch bemühen, heute scheinen die Pferde sich lieber zu verstecken. Am Ende des Weges gehen wir rechts und dann die Holztreppe runter ins Emstal. Als Kind der Quellen fasziniert es mich immer wieder wie sich das Wasser in Form kleiner Bewegungen, so genannter Sickerquellen, an die Oberfläche drückt. Durch das herabgefallene Laub muss man sich inzwischen wirklich anstrengen, um die vielen kleinen „Zuckungen“ wahr zunehmen. Alternativ kann man aber auch einfach ein paar Meter weiter gehen, denn die Quellen entwickeln sich bereits nach einigen wenigen Metern zu einem kleinen Bach. Das Quellgebiet der Ems erstreckt sich über insgesamt etwa 500 Meter, weshalb man das Heraustreten des Wassers an die Oberfläche noch einige Zeit beobachten kann. Ich kenne die Ems an der Dollardmündung in Emden und es grenzt für mich schon an ein kleines Wunder, dass aus unseren winzigen Quellen mal dieser stattliche Strom entsteht. Wenn wir hier den Stöpsel stecken würden, wäre die westliche Nordsee dann leer? Wir gehen weiter entlang des Stegs und gelangen über eine Treppe auf die offene Heidefläche. Bereits in wenigen Wochen wird die Heide hier wieder in voller Pracht blühen. Wir halten uns weiter rechts und gehen über den ausgeschilderten Weg zurück zu unseren Rädern am Ems-Infozentrum. Natürlich kennen wir auch das Ems-Infozentrum schon, weshalb wir heute auf einen Besuch verzichten. Wir empfehlen aber jedem Neuling einen Blick hinein zu werfen und die Ems, die anliegenden Regionen und den EmsRadweg so näher kennen zu lernen. Bevor es endlich los geht machen wir noch schnell ein Selfie auf dem gepflasterten E-Logo. Wir starten nun auf der offziellen Route des EmsRadweges. Diese führt uns zunächst durch unseren Heimatort Hövelhof, vorbei am Jagdschloss, dem Wahrzeichen der Gemeinde. Wir verlassen langsam den Ortskern und fahren Richtung Espeln, dem ländlichsten Ortsteil Hövelhofs. Zunächst geht es entlang einer Bundesstraße bevor wir nach der Emsbrücke links einbiegen. Hier wird es nun deutlich ländlicher. Nach ein paar Minuten sehen wir links einen großen Bauernhof mit einem altem Wohnhaus, direkt dahinter wurde die Ems auf einem Stück renaturiert und schlägelt sich nun ihren Weg durch Sand und Wiesen. An der Emsbrücke überqueren wir die Straße und verlassen langsam das Hövelhofer Gebiet.

Vögel, überall nur Vögel

Blick auf das Steinhorster Becken
© Stadt Delbrück_Kerstin Thüer

Wir kommen nach Steinhorst, einen Ortsteil unserer Nachbarkommune Delbrück. Genau wie Espeln ist Steinhorst klein und ländlich geprägt. Dennoch ist hier das größte von Menschenhand geschaffene Biotop in Nordrhein-Westfalen entstanden. Der EmsRadweg führt direkt durch das Biotop. Das Reservat beheimatet seltene Wat- und Wasservögel. Insgesamt zwei Aussichtstürme geben uns Gelegenheit die seltenen Vögel in Ruhe zu beobachten, ohne das sie sich gestört fühlen. Wer sich gut vorbereiten möchte, packt ein Fernglas ein. Damit lassen sie sich noch besser entdecken. Auf dem Deich geht es weiter. Da heute sehr viel Ausflugsverkehr herrscht, entschließen wir uns die Räder für das Stück auf dem Deich zu schieben. Am Ende gelangen wir wieder an die Straße und schwingen uns auf unsere Drahtesel. Wir folgen der ausgeschilderten Route und fahren weiter durch eine weite Landschaft mit vielen schönen und gepflegten Höfen. Die Route führt uns vobei an Nadermanns Tierpark. Ich kenne niemanden hier in der Region, der diesen Park nicht als Kind besucht hat. Wer also mit Kindern unterwegs ist sollte hier einen Besuch einplanen. Kurz darauf verlassen wir den Kreis Paderborn und kommen in den Kreis Gütersloh.

Alte Giebel, Wasser und Blumen

Außenansicht des Historischen Rathaus Rietberg
© Stadt Rietberg

Nach einiger Zeit Abstinenz haben wir nun wieder direkten Blick auf die Ems. In Westerwiehe, kurz vor Rietberg, kommen wir an „Antfängers“ Mühle vorbei. Wir erfahren, dass es sich dabei um eine Mühle aus dem Jahr 1750 handelt. Ihr Name bedeutet „Entenfänger“ und ist darauf zurück zu führen, dass an der Stelle früher Wildentenfang betrieben wurde. Seit 1975 stehen die Räder der Mühle still. Heute ist ein Biobauer in der Mühle tätig. Auf Grund des Naturschutzgebietes Rietberger Emsniederung verlassen wir die Ems wieder und kommen der Innenstadt von Rietberg immer näher. Kurz vorher passieren wir noch die Rietberger Fischteiche, an deren Stelle früher ein Schloss stand, welches im 19. Jh. abgerissen wurde. Wer an das Fernglas gedacht hat, kann hier erneut einen Aussichtspunkt erklimmen und das Treiben der Natur beobachten. Wir entscheiden uns heute jedoch für’s Weiterfahren, die Pause ruft. Nur einige Meter weiter kommen wir am Gartenschaupark vorbei. Auch diesen kennen wir bereits aus früheren Besuchen. Der Park bietet vielfältige Spiel,- Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten für kleine und große Besucher. Wer über Nacht bleiben möchte kann sogar einen der urigen Campingpods mieten oder im Hexenhäuschen übernachten. Ein Muss für alle kleinen und großen Abenteurer. Kurz darauf erreichen wir den historischen Stadtkern von Rietberg. Das Herz der Stadt ist geprägt durch Rietbergs Vergangenheit als Grafschaftsresidenz. Wir suchen uns einen Platz in einem der Cafès und genießen den wunderschönen Blick auf die vielen historischen Giebel. Gut gestärkt brechen wir auf zum letzten Teil unserer Tagesetappe. Ich erblicke ein Schild mit dem Hinweis „Bibeldorf“ und mir fällt wieder ein, dass ich dort immer schon mal die nachgebauten Szenen biblischer Geschichte anschauen wollte. Leider passt es heute nicht in den Zeitplan aber so haben wir einen Grund noch mal wieder zu kommen. Stadtauswärts fahren wir ein ganzes Stück parallel zur Ems und müssen feststellen, dass aus unserem „Ems-Bach“ in Hövelhof langsam aber stetig ein Fluss heranwächst.  

Fürstliches Finale

Blick auf den Emssee und den Garten davor
© Waltraud Leskovsek_Flora Westfalica GmbH

Der Weg führt uns weiter bis nach Wiedenbrück, einer der beiden Stadtteile von Rheda-Wiedenbrück. Wir werden erneut empfangen von einem beeindruckenden historischen Stadtkern, der zum Verweilen einlädt. Vorbei am Franziskanerkloster gelangen wir an den Emssee. Wir liegen gut in der Zeit, also beschließen wir im dortigen Cafè noch etwas zu verweilen. Beim Blick auf den ruhigen See und den Kirchturm der Aegidiuskirche im Hintergrund kommt glatt ein wenig Urlaubsstimmung auf. Vom Emsee aus geht es wieder an der Ems entlang und wir fahren schließlich direkt durch das ehemalige Landesgartenschaugelände. Gartenliebhaber werden hier von einem prächtigen Blütenmeer empfangen und finden viele liebevoll gestaltete Beete vor. Aber auch Naturfreunde finden mit dem angrenzenden Erlenbruchwald ein schönes Fleckchen Naherholung. Nun ist Endspurt angesagt. Die Ems führt uns weiter bis zum Wasserschloss Rheda. Das Schloss ist ein imposantes Zusammenspiel verschiedener Baustile und zeitlicher Epochen. So stammt der Kapellenturm beispielsweise aus dem 13. Jh. Außerdem gibt es einen Renaissancetrakt und im Inneren den „Weißen Saal“ aus der Rokkokozeit. Noch heute residiert auf dem Wasserschloss die fürstliche Familie Bentheim-Tecklenburg. Die Burg an sich ist mindestens seit dem Jahr 1170 Adelssitz. Unser Hövelhofer Jagdschloss ist im Vergleich zu diesem wohl doch eher nur ein „Schlösschen“, dass aber mindestens genauso charmant ist. Vom Wasserschloss aus machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Unser Tagesausflug findet hier sein Ende und wir fahren mit dem Zug zurück nach Hövelhof. Unser Fazit dieses wunderschönenTages: Auch wenn wir uns alle nach den letzten Monaten der Einschränkungen sicher wieder nach Urlaub in den Bergen oder am Meer sehnen, so sollten wir nicht den Blick in unsere eigene Region verlieren. Denn auch wir wohnen dort, wo andere Urlaub machen.

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