Dem kühlen Nass auf der Spur

Erlebnisbericht aus Paderborn von Karl Heinz Schäfer

Infotafel, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

Steigungsfrei und verkehrsarm soll sie sein, die WasserRoute. Und mit nur 18 Kilometern recht kurz. Außerdem soll man an „Wasserstationen“ vorbeikommen. So recht vorstellen konnten wir uns darunter nichts. Also machten wir die Probe aufs Exempel. Wir, das sind drei Paare im jungen Seniorenalter, die bis auf eine Ausnahme noch „ohne Strom“ unterwegs sind. Der 1. Mai war der ideale Tag: Das Wetter präsentierte sich sonnig, aber nicht zu warm. Wir hatten allesamt frei und keine anderen Pläne. So trafen wir uns kurzentschlossen für unsere Feiertags-Rundfahrt am frühen Nachmittag an der großen Übersichtstafel am Lippesee im Paderborner Stadtteil Sande.

Der Lippesee – beliebter Freizeittreffpunkt

Lippesee, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

Der 120 Hektar große See mit seinen zahlreichen Freizeitangeboten und einladenden Gaststätten ist zugleich auch die erste „Wasserstation“. Einige Segelboote kreuzten schon auf dem Wasser, und auf dem knapp sechs Kilometer langen Rundweg um den See waren zahlreiche Spaziergänger und Radfahrer unterwegs. Wir waren froh, dass uns die „WasserRoute“ schnell vom Lippesee wegführte.


Einen Biergarten, in dem wir den Tag ausklingen lassen wollten, hatten wir uns natürlich schon ausgeguckt.

Boker Kanal – Wasserlauf von Menschenhand

Boker Kanal, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

Die nächste „Wasserstation“ war der Boker Kanal, der für mehr als fünf Kilometer unser Wegbegleiter wurde. Der um 1850 gegrabene gut 30 Kilometer lange Kanal, der bei Schloß Neuhaus von der Lippe abgezweigt wird, diente einst der Bewässerung und Kalkdüngung der trockenen, nährstoffarmen Sandböden der sogenannten Boker Heide. Heute ist er als Kulturdenkmal geschützt.

Tolle Fotomotive sind die alten Wehre, durch die das Wasser aufgestaut wurde, um es auf die Äcker und Wiesen zu leiten. Vor allem am Nachmittag, wenn die Sonne im Westen steht, erscheinen sie in einem schönen Licht.

Kühles Nass – tief aus dem Sandboden

Rast am Wasserwerk, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

In den sandigen Bögen, auf denen Spargel und Kartoffeln gut gedeihen, versickert das Oberflächenwasser recht schnell und füllt letztendlich den Grundwasserspiegel auf. Der wird vom Wasserwerk Boker Heide „angezapft“, das einige Stadtteile von Paderborn und Delbrück mit Trinkwasser beliefert.

Direkt beim Wasserwerk treffen wir nicht nur auf einen gemütlichen Picknickplatz, sondern auch auf einen Trinkwasserlehrpfad. Wir haben nun etwa die Hälfte der Strecke geschafft – Zeit für eine kleine Rast. Ruckzuck hat jeder seine mitgebrachten Kleinigkeiten ausgepackt und auf den Tisch gestellt. Das Beste holt allerdings unser Freund Hans aus seiner Fahrradtasche: Jedem Paar gibt er eine immer noch ziemlich kalte Dose mit Paderborner Pilgerbier. Das zischt!

Danach folgt eine rund halbstündige Lerneinheit. Auf den 16 Schautafeln der Trinkwasserlehrpfads erfahren wir eine Menge über die Prozesse von der Wassergewinnung über die Aufbereitungstechnik bis zur Wasserverteilung. Alles reich bebildert und gut verständlich erläutert.

Die Römer – vom Tiber an die Lippe

Römerlager Anreppen, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

Wir radeln weiter und kommen schnell nach Anreppen. Kurz vor der Lippebrücke fordert Birgit den kurzen Abstecher zum dortigen Römerlager ein. Wir erfüllen ihr den Wunsch, denn es sind ja nur 300 Meter bis dorthin. Viel ist davon nicht zu sehen, aber durch Schautafeln und Markierungen auf dem Boden lassen sich die Ausmaße und die Funktion des einst 23 Hektar großen Heerlagers gut erschließen. Kaum vorstellbar, dass hier vor etwa 2.000 Jahren rund 6.000 römische Soldaten untergebracht waren! Baggerseen säumen nun auf den nächsten Kilometern den Wegesrand. Auf manchen sehen wir noch die typischen „Senne-Saugbagger“,

Baggersee, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

die den Sand abgraben. Andere sind rundum von Büschen umgeben und meistens an Angelvereine verpachtet.

Schade, denken wir, ein erfrischendes Bad würde sicher manchen WasserRouten-Radler erfreuen. Doch das ist erst am Sandstrand des Lippesees möglich – jedoch nicht jetzt Anfang Mai, da ist das Wasser einfach noch zu kalt.

Kläranlage, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

„Was sind denn das für komische Eier da?“, ruft Martina von hinten und zeigt auf die beiden 40 Meter hohen Faultürme der Paderborner Kläranlage, die schon von Weitem zu sehen sind. Uwe, unser Ingenieur, weiß Bescheid: In der Anlage werden durchschnittlich 40 Millionen Liter Abwasser pro Tag – das sind rund 270.000 Badewannenfüllungen – in mehreren Stufen so behandelt, dass sie schließlich gereinigt in die Lippe eingeleitet werden können. Weiter geht’s, denn die Kläranlage ist heute geschlossen und kann auch sonst nur nach vorheriger Terminabsprache besichtigt werden.

Die Lippe – NRWs längster Fluss

Wegweisung, Foto: Karl Heinz Schäfer
© Karl Heinz Schäfer

Kurz bevor unsere Runde am Lippesee und damit im Biergarten endet, bekommt die Lippe, Nordrhein-Westfalens längster Fluss, noch ihren Auftritt: Auf der Fußgänger- und Radfahrerbrücke am Lippesee-Auslauf halten wir an und folgen ihrem Lauf mit den Augen ein Stück. Wir stellen uns vor, wie aus dem kleinen, naturnahen Fluss ein beachtlicher, aber gezähmter Wasserlauf wird, der nach rund 220 Kilometern schließlich bei Wesel in den Rhein mündet. Doch das ist eine andere Geschichte, die die Römer-Lippe-Route besser erzählen kann.

Weitere Informationen zur WasserRoute gibt es im Internet unter sowie hier:

Tipp!

Paderborner Land

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Radfahren im Wittekindsland

 

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