Die tausendjährige Hansestadt

Mit seinen fast 1000 Jahren Geschichte bietet die Hansestadt Warburg im Kreis Höxter zahlreiche Sehenswürdigkeiten für historisch Interessierte. Viele Bauten, die Zeugen der Jahrhunderte wurden und die Zeit überdauert haben, befinden sich auch heute noch in einem guten Zustand. Dazu zählen die alten Wehranlagen, Türme und Kirchen. Hier werde ich euch von meinem Weg durch die alten Gassen zwischen den zahlreichen Fachwerkbauten und den Einblicken in die Vergangenheit berichten, die mir dabei geboten wurden.

Der Marktplatz, der Künstler und zwei besondere Apotheken

© Steffen Gruß

Während sich die Sonne durch den leicht bewölkten Himmel bricht, starte ich meinen Stadtspaziergang vom Parkplatz Göringsgraben (A) und bewege mich in Richtung des Marktplatzes am Fuße der Neustadtkirche. Diese katholische Pfarrkirche wurde Johannes dem Täufer geweiht und thront seit dem 13. Jahrhundert über dem Warburger Markt (B).

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Als ich mich aus dem Schatten der Kirche zur Seite drehe, fällt mir das Denkmal mit Brunnen zu Ehren des Silberschmieds und Kupferstechers Anton Eisenhoit (1554-1603) auf, das sich ebenfalls auf dem Marktplatz befindet. Der Künstler arbeitete nach seinen Lehr-und Wanderjahren für mehrere Jahre in Rom, bis er nach Warburg zurückkehrte und dort für zwanzig weitere Jahre Kunstwerke (meist in Auftragsarbeit) anfertigte.

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Nicht weit von der Neustadtkirche führt mich mein Weg inmitten der alten Gassen an zwei besonderen Apotheken vorbei. Die St. Erasmus Apotheke (C), die um 1520 erbaut wurde, sticht mir mit ihrem schönen Tor in der grün bewachsenen Mauer direkt ins Auge.

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Die ehemalige Hirsch-Apotheke (D), erbaut um 1452/1454 und deren Hinterhaus ältester Fachwerkbau der Stadt ist, liegt ganz in der Nähe. Die offizielle Apotheke befindet sich zwar leider heute nicht mehr im Gebäude, aber ihr goldener Namensgeber thront immer noch über dem Eingang und bleibt ein beeindruckender Anblick.

Gebäude mit Geschichte

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In der Nachbarschaft zur Hirsch-Apotheke befindet sich außerdem das einladende Hotel „Alt-Warburg“ (E), ein um 1520 erbautes, spätgotisches Deelenhaus. Es bietet einen fantastischen Blick auf die Neustadtkirche und beherbergt heute das spanische Restaurant „Don Pepe“.

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Ein paar Gassen weiter befinden sich im Haus Stern (F), das 1340 vermutlich als Adelssitz erbaut wurde und später Stadthaus des Klosters Wormeln wurde, das Stadtmuseum sowie das Stadtarchiv. Im Museum können in Dauerausstellungen die Vor- und Frühgeschichte, Stadtgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Kunstgeschichte von Warburg kennengelernt werden.

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Vom Haus Stern führt mich mein Weg weiter zum Kulturdenkmal Mönchehof (G), das am Ende des 13. Jh. erbaut wurde und als Stadthaus des Klosters Hardehausen diente. Heute beherbergt es das städtische Jugendzentrum.

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Auf der Grenze zwischen der Alt-und Neustadt liegt schon fast etwas versteckt in den alten Gassen, das Rathaus zwischen den Städten (H), welches 1568 erbaut wurde und als gemeinsames Rathaus der beiden Stadtteile dient. Das Rathaus hat jeweils Eingänge an der Neustadt (oberers Bild)- und Altstadtseite (unteres Bild). Gegenüber von der Neustadtseite befindet sich mit einer mehr als 300-jährigen Geschichte, die älteste Gaststätte der Stadt, das Restaurant „Ratskeller“.

Zwei beeindruckende Kirchen und eine ehemalige Klosterschule

© Steffen Gruß
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Unterhalb des Rathauses entdecke ich an der Altstadtseite eine schattige Arkadenhalle, die mich zum Brüderkirchhof mit dem Eingang zur Kirche St. Maria in vinea (Maria im Weinberg) (I) führt. Die eindrucksvolle frühgotische Kirche erhebt sich majestätisch über die Altstadt und war bis 1283 die Pfarrkirche der Warburger Altstadt, musste jedoch ihren Posten an die Kirche St. Maria Heimsuchung (M) abgeben. Neben der St. Maria in vinea befindet sich das Gymnasium Marianum, eine ehemals 1281 gegründete Klosterschule, die erstmals 1628 zur öffentlich höheren Schule wurde.

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Vom Rand des Brüderkirchhofs bietet sich mir ein umwerfender Blick auf die Altstadt und die Kirche St. Mariä Heimsuchung, als sich der Himmel weiter aufklart und den unteren Teil der Stadt in Sonnenlicht taucht.

Erlebnisse auf dem Burgberg

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Vom Brüderkirchhof gehe ich weiter Richtung Burgberg (ehemaliger Standort der Burg Wartberch, aus der die Stadt Warburg entstand) und komme dabei am Sackturm (J), einem der vielen gut erhaltenen Türme der alten Maueranlagen, vorbei. In dessen Keller wurde im Jahre 1955 eine Kriegergedächtnisstätte errichtet und zu seinen Füßen liegt der jüdische Friedhof mit seinen 285 Grabmälern.

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Auf dem Burgberg befindet sich auf dem Burgfriedhof die Erasmuskapelle (K), die 1679-1681 als Wallfahrtskapelle errichtet wurde und unter der sich die romanische Krypta der ehemaligen Burgkirche St. Andreas befindet. Sie gilt als das „älteste erhaltene Monument kirchlicher Architektur“ in Warburg.

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Unterhalb des Friedhofs genieße ich die fantastische Aussicht auf die Altstadt und die beiden St. Maria-Kirchen, die das Burg-Rondell (L) bietet. Nicht umsonst gilt das Rondell mit seiner ursprünglich um das Jahr 1500 entstandenen Flügeler-Kanone (Nachbau 1979/80) als einer der schönsten Aussichtspunkte der Stadt und ich will gar nicht wieder hier weg.

Hinab in die Altstadt

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Aber da die Stadt noch mehr zu sehen bietet, mache ich mich dennoch wieder auf den Weg und bewege mich über den Warburger Kreuzweg hinab in die Altstadt. Der Weg ist von grünen Bäumen überdacht und ich genieße den Duft der Pflanzen am Rande des Weges, den die immer wärmer werdende Frühlingsluft an mich heranträgt. Der Weg endet an den Toren der St. Mariä Heimsuchung und führt mich weiter zum Altstadtmarkplatz (N) mit dem Altstädter Rathaus (erbaut 1336/37). Das Gebäude diente bis 1436 als Rathaus der Altstadt, wurde ab 1556 im Wechsel mit dem Neustädter Rathaus (bestand ca. 1250 bis 1803) vom gemeinsamen Rat der vereinigten Stadt genutzt und musste ab 1558 in seiner Funktion immer mehr dem Rathaus zwischen den Städten weichen. Heute beherbergt es das Restaurant „Frühauf“ sowie mehrere Wohnungen.

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Ebenfalls am Altstadtmarktplatz zuhause ist das Eckmänneken (O). Das historische Fachwerkaus wurde 1471 erbaut und war ehemals das Amtshaus der Bäckergilde. Es gilt als ältestes inschriftlich datiertes Fachwerkhaus Westfalens. Seinen Namen verdankt es den zwei Figuren von hockenden Männern an der zum Altstadtmarkt gerichteten Hausecke. In dem Gebäude befindet sich heute das griechische Restaurant „Delphi“

Gut gelaunt vom herrlichen Frühlingswetter und beeindruckt von den schönen Aussichten und Sehenswürdigkeiten, mache ich mich jetzt so langsam auf den Rückweg zu meinem Auto, das am Göringsgraben (P) auf mich wartet. Einen Rundgang durch die Hansestadt Warburg kann ich allen empfehlen, die ein Interesse an historischen Gebäuden haben und gerne eine schöne Aussicht genießen. Beides und noch mehr hat die 1000-jährige Stadt reichlich zu bieten, das nur darauf wartet entdeckt zu werden.

Karte des Rundgangs

© Steffen Gruß
  • A: Parkplatz Göringsgraben
  • B: Marktplatz mit Neustadtkirche und Eisenhoit-Denkmal
  • C: St. Erasmus Apotheke
  • D: Hirsch-Apotheke
  • E: Hotel Alt-Warburg
  • F: Museum im Haus Stern
  • G: Mönchehof
  • H: Rathaus zwischen den Städten
  • I: Kirche St Maria in vinea mit Gymnasium Marianum
  • J: Sackturm
  • K: Erasmuskapelle
  • L: Burg-Rondell mit Flügeler-Kanone
  • M: Kirche St. Mariä Heimsuchung
  • N: Altstadtmarktplatz mit Altstädter Rathaus
  • O: Eckmänneken
  • P: Parkplatz Göringsgraben

Dauer: ca. 2,5 Stunden (ohne Innenbesichtigungen)

Öffnungszeiten des Museums im "Stern" (derzeit gelten Corona-Sonderregelungen):

Zur Zeit noch geschlossen. Telefonische Anfragen unter 05641 921730

regulär Di.-So. 14:30 - 17:00 Uhr. Eintritt frei.

Weitere Infos zu Warburg gibt´s auf: