Die Urkraft im Natur- und UNESCO Geopark TERRA.vita fühlen

Erlebnisbericht von Klaus Herzmann

Der Ahornweg ist ein facettenreicher Wanderweg durch den Natur- und UNESCO Geopark TERRA.vita im Süden des Osnabrücker Landes. Die unverlaufbare Route, welche sich wegweisend mit dem schwarzen Ahornblatt auf weißem Grund schmückt, lässt alle Wanderherzen höher schlagen. Kommt doch einfach mit uns mit und lasst Euch überraschen!

 

Als Doppelschleife angelegt, präsentiert sich die rund 100 Kilometer lange Premium- Tour mit allen ihren Qualitätsmerkmalen. Dafür haben wir 4-6 Tage Wanderzeit eingeplant. Wir, das sind Manuela, Tochter Laura Antonia und ich. Ein erster Blick von uns in die Karte verheißt Schönes: Naturfüllende Panoramen von hohen Aussichttürmen, alte gewachsene Kurorte, hübsche Dörfer mit malerischen Gehöften und vielem mehr. Am Übergang vom Teutoburger Wald in die Norddeutsche Tiefebene liegt am Schnittpunkt der beiden Schleifen Bad Iburg. Der Ausgangs- und Endpunkt der kommenden Tage auf dem Ahornweg. Bestimmt ist Euch Bad Iburg keine Fremde, denn spätestens nach der Niedersächsischen Landesgartenschau 2018 ist sie in aller Munde.

Kulturbonbon am See

© Klaus Herzmann

Weithin sichtbar erhebt sich der neue filigran anmutende Turm. Ganz aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz gezimmert fungiert er als Verbindungsglied des beeindruckenden Baumwipfelpfades. Auf 600 Metern gewährt er nicht nur spannende Einblicke auf den Waldkurpark, sondern ist noch gespickt mit 30 Erlebnis- und Lernstationen, die treffend über Flora, Fauna und Geologie informieren. Gegenüber hat Schloss Iburg seinen Platz in der Geschichte gefunden, das sich malerisch im See spiegelt. Eingebunden in die Vielzahl an Sehenswürdigkeiten liegt am Rand der Altstadt auch ein weiteres ganz besonderes Highlight: Das Uhrenmuseum des Peter Taschenmacher’s. Dessen Sammelleidenschaft an Zeitmessern ist unübertroffen, die Passion für Uhren spürbar grenzenlos. „Über 800“, feixt er unsere staunende Laura an, dabei zeigt er freudig auf eine riesige Kirchturmuhr – „die natürlich noch funktioniert“, schiebt er munter hinterher.

Auf die Plätze fertig los

© Klaus Herzmann

Der Einstieg in die erste der beiden Runden führt gen Westen über den Schlossberg bis hinauf zum Kamm des Urberges. Die kleinere der beiden Schleifen lässt sich mit ihren rund 40 Kilometern auch gut als ausgiebige Tagestour meistern. Und wenn es Euch dann doch zu lange wird, habt Ihr die Möglichkeit abzukürzen oder bleibt einfach über Nacht. Auf schmalen Pfaden folgen wir weiter beständig dem Zeichen des Ahorns. „Mir war überhaupt nicht bewusst, dass es eine solche Vielzahl dieses Gehölzes gibt“, meint Manuela nebenbei und nimmt einen langen Schluck aus der Trinkflasche. Tatsächlich, hier wurzeln der Feldahorn, Bergahorn und Spitzahorn mit etwas Glück sogar den seltenen Burgahorn. Wandern macht hungrig. In Hagen kehren wir geschwind im Landhotel Buller ein, wo Küchenchef Paul Ludwig Buller über Töpfe und Pfannen regiert. Und der weiß genau, was Wanderer auf dem Ahornweg kulinarisch vertragen können – davon überzeugen wir uns ausgiebig. An diesem westlichsten Punkt der Route schwenken wir gen Osten. Immer wieder bieten sich von den Höhen des Teutoburger Waldes allerschönste Blicke ins Tal. Über den Lammersbrink mit Aussicht auf den Ort Georgsmarienhütte stapfen wir weiter dem 331 Meter hohen Dörenberg entgegen – übrigens dem höchsten Punkt auf dem Ahornweg. Es geht nun durch dichten Wald stetig bergab bis zum letzten Anstieg über den Musenberg. Es zwickt in den Waden, aber das nehmen wir drei sportlich, denn zurück nach Bad Iburg ist nicht mehr weit.

Von seiner schönsten Seite...

© Klaus Herzmann
© Klaus Herzmann

Die zweite, längere Runde des Ahornwegs führt von Bad Iburg rund 60 Kilometer in die südöstliche Richtung. Im Uhrzeigersinn der Route queren wir zunächst zwei große Naturschutzgebiete an den Südhängen des Kleinen und Großen Freeden. Dieser Landschaftsabschnitt ist bekannt für die Vielzahl an Frühjahrsblühern. Jedes Jahr im April überzieht aufs Neue der Lerchensporn die Hänge mit einem herrlichen Teppich aus Purpur und weißen Blüten. Endloser Mischwald steht hier auf sanften Bergkuppen, knorrige Eichen klammern sich an felsige Hänge und in schattigen Schluchten gurgeln kleine Bächlein dem Tal entgegen. Irgendwie habe ich das Gefühl im „Landschafts-Kino“ in der ersten Reihe zu sitzen. Wunderbar! Kennt Ihr das auch, wenn man in der Natur alles um sich herum vergessen kann? Wir wandern auf gut ausgebauten Wegen Wellingholzhausen entgegen. Davor, wenn Euch der Hunger & Durst plagt, sei die gemütliche Waldschänke zur Einkehr empfohlen. In Wellingholzhausen solltet Ihr nicht verpassen den Gröneberger Dom anzusehen, der einstige Mittelpunkt einer Kirchburg. Aber auch die Fachwerkhäuser, die in engen Gassen das Ortsbild prägen, sind mehr als ein Fotostopp wert. Hoch über allem thront nur noch der Beutling – ein Aussichtsturm, der mit einem herrlichen Weitblick punkten kann.

Saline, Sole, Salz und Sinnesfreuden

© Herzmann

Im Auf- und Abwärtsgang laufen wir auf den Blauen See zu. Der liegt im Quellgebiet der Hase und begrüßt uns mit einladenden Rontondobänken. Meist wandern wir von da an auf einem Kammweg, der über mehrere Berge wie Steinegge und Wehdeberg führt und durch die Borgloher Schweiz hinab nach Hilter reicht. Das liegt idyllisch zwischen Feldern und Wiesen. Kurz davor allerdings, genauer gesagt bei Dissen, wartet ein kleiner Abstecher mit großem Erlebniswert: Die Kalksinterterrassen. Ein einzigartiges Naturschauspiel. Vor Millionen Jahren war das Gebiet des heutigen Teutoburger Waldes nämlich ein riesiges Meer. Während des Erdmittelalters lagerten sich diverse Sedimentschichten wie Kalk auf dem Meeresgrund ab – bis heute gut sichtbar. Gedanklich sind wir allerdings schon wieder ein paar Schritte weiter. Bad Rothenfelde, eines von drei beliebten Kurorten der Route, erwartet uns. Ein wirklich schmucker Ort mit herrlicher Parkanlage. Bad Rothenfelde steht auch als Synonym für die längste Gradierwerksanlage Westeuropas. Lust darauf? Dann kommt mal mit. Ein weiterer Begleiter ist Ralf Huber, unser Gradierwerksführer. „Wir sind hier in einem der bedeutendsten Solebädern Deutschlands“, fängt er an. „Und es war Fürstbischof Ernst August ll. von Osnabrück, der die erste Saline, ein Salzwerk, einrichtete“, legt er nach, „1773 bis 1777 wurde das kleine Gradierwerk erbaut, keine 40 Jahre später folgte das große Pendant auf dem wir jetzt obenauf stehen. 412 Meter lang und 10 Meter hoch, ein wirklich imposantes Bauwerk.“ Abschließend empfiehlt uns Ralf Huber den Besuch der carpesol SPA Therme. Ein sehr guter Tipp, wie wir feststellen dürfen. Einfach so die müden Beine im Solebad baumeln lassen. Danke dafür! Letzte große Wegmarke auf dem Ahornweg zum Ziel ist Bad Laer. Am Wahrzeichen der Stadt, dem Wehrkirchturm „Griese Toarn“, halten wir lange inne. Der bestimmt seit über 1.000 Jahren mit seinem imposanten Treppengiebel die Kulisse der Kurstadt. Aber auch das Heimatmuseum und den Erlebnis-Kurpark solltet Ihr gesehen haben. Erst dann legen wir gemeinsam die letzte Strecke auf dem wunderbar wanderbaren Ahornweg zurück, dankbar für jeden einzelnen Meter...