Bad Lusmühle

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Sehenswürdigkeit divers
Die Schwefelquellen wurden bereits 1772 durch den Hüllhorster Pfarrer Johann Georg Gottfried Harhausen (1756-1801) entdeckt. Er ließ das Wasser auf seine Heilkraft untersuchen. 1791 wurde das Quellwasser dann erstmals zu Badezwecken verwendet, um erkrankten Menschen Heilung und Linderung zu bringen.

Auch der aus der Zeit der Erweckungsbewegung bekannte Pfarrhofsknecht Heinrich Knolle (1821-1891) war einst Pächter von Bad Lusmühle, bevor er dann 1884 als neuer Pächter nach Bad Fiestel wechselte.

Ursprünglich gab es in der nahen Umgebung um Bad Lusmühle mehrere Schwefelquellen, von denen heute nur noch Eine das schwefelhaltige Wasser zutage fördert. Diese befindet sich gleich in der Nähe der Zufahrt zum Grundstück, wo das Heilwasser auch heute noch unerschöpflich aus einem Hahn in eine alte Eichenwanne läuft und der typische Geruch bestaunt werden kann. Dieser Quelle entstammte auch das Badewasser, welches für die Heilkuren verwendet wurde.

Das noch erhaltene Badehaus wurde 1929 errichtet und ist mehrfach umgebaut worden. Vorher gab es seit ca. 1800 einfache „Badestuben“. Nachdem die Blütezeiten des Badebetriebes auf Bad Lusmühle ab den 1980er Jahren vorbei waren, wurde nur noch wenig in die bauliche Unterhaltung investiert. Zuletzt versprühte die Einrichtung des Badehauses nur noch den nostalgischen Charme vergangener Zeiten.

Um das Quellwasser auf die erforderliche Badetemperatur von 40°C zu erhitzen, befand sich hinter dem Badehaus das Kesselhaus mit einem langen schwarzen Schornstein. Hier wurde der notwendige heiße Dampf erzeugt. Die Badesaison fand nur während der Sommermonate statt und begann alljährlich etwa zu Pfingsten. Wenn der Besitzer und Bademeister Heinz Lusmöller die notwendigen Vorbereitungen erledigt hatte, ertönte pünktlich um 14.00 Uhr mit schrillem Ton die Dampfpfeife des Kesselhauses und signalisierte den Hüllhorsterinnen und Hüllhorstern: Das Badewasser ist heiß!

Der Badebetrieb wurde 2002 endgültig eingestellt. Nach dem Tod des letzten Bademeisters und Eigentümers wurde das Anwesen schließlich 2006 verkauft. Der neue Eigentümer renovierte das auf dem Grundstück vorhandene ehemalige Gaststätten- und Wohngebäude zu einem schmucken Wohnhaus. Auch das alte Badehaus wurde umgebaut und dient heute als gewerbliches Schulungs- und Ausstellungszentrum.

Bad Lusmühle war und ist aber auch bekannt für gesellige Veranstaltungen. Die Gastwirtschaft mit Außenbewirtung lockte gerade im Sommer zahlreiche Wanderer und Besucher an. Die schöne Lage bot zudem in den 1970/80er Jahre den Rahmen für das alljährliche Pfingstkonzert des Gemischten Chores Oberbauerschaft. Anschließend richtete der Männergesangverein Hüllhorst auf Bad Lusmühle in den 1990er Jahren die Veranstaltung „Lichterzauber am See“ als Ersatz für das eingestellte Sängerfest aus. Aktuell ist Bad Lusmühle der Veranstaltungsort des Boßelturniers des Rassegeflügelzuchtvereins Büttendorf. 

 

Heilkraft von Mutter Erde
Die Geschichte von Bad Lusmühle bei Hüllhorst
niedergeschrieben von Karl Maschmeier (1999)

Auf eine über 200jährige Geschichte kann das Schwefelbad Lusmühle zurückblicken. Im reizvollen Lusbachtal zwischen Hüllhorst und Büttendorf gelegen, wurden die Quellen im Jahre 1772 entdeckt. Das Schwefelwasser hat seither schon vielen Menschen Heilung und Linderung gebracht.

Lusmühles Bedeutung beruht auf der Qualität seiner Schwefelquelle. Das Wasser tritt farblos und klar an die Oberfläche. Beim Abfluß hinterläßt es starke Schwefelspuren und riecht intensiv nach Schwefelwasserstoff. In einem alten Gutachten des "Städtischen Untersuchungsamtes Bielefeld" steht bereits: Nach dem Ergebnis der gesamten Untersuchung ist das Wasser als eine kräftige Schwefelquelle anzusprechen, die in hygienischer Beziehung einwandfrei ist.

Schon vor Entdeckung der heilkräftigen Quellen klapperte im Lusbach eine alte Mühle. Die Lusmühle galt um 1730 herum als private und wurde dann zur öffentlichen erhoben. Eine Verfügung der Mindener Regierung wies 261 Mahlgäste aus Hüllhorst und Büttendorf zu.

Über die Entdeckung der Schwefelquellen heißt es in einem Bericht von 1797 des Hofrates Dr. Karl Friedrich Opitz, einst Stadt- und Landkreisphysikus des Fürstentums Minden: Die eigentliche Hauptquelle befindet sich in der Bokemühle, woselbst sie 1772 einen Arm dick zu Tage ging, einen starken Schwefelgeruch von sich gab und der ganze Abfluß mit weißem Schwefelschaum bedeckt war.

Opitz kam 1775 wieder nach Lusmühle und stellte fest, daß der damalige Lusmüller die Quelle so fest zugedämmt hatte, daß von ihr nicht mehr die geringste Spur zu sehen war. 1772 wurde unweit der Schwefelquelle eine Stahlquelle entdeckt, die jedoch nicht zum Ausbruch kam. Von ihr nimmt man an, daß sie mit der Zeit eine andere Öffnung gefunden hat. Die bisher bei diesem Brunnen gewesenen Kranken haben größtenteils nach den mir mitgeteilten, von dem Prediger Harhausen gesammelten Beobachtungen sich dieses Wassers zum Trinken und Baden sowohl in Dampfbädern als auch ganzen Bädern mit Nutzen bedienet, und es ist nicht nur der Untervogt Batek, dem es äußerst große Hilfe geleistet, sondern es können noch viele andere angeführt werden, so Hofrat Opitz.

War Hofrat Opitz der geistige Vater des ersten ordentlichen Schwefelbades Lusmühle, so muß Johann Georg Gottfried Harhausen, einst Pfarrer in Hüllhorst, als tatkräftigster Pionier des Bades bezeichnet werden. In vier Generationen hat die Familie der Gemeinde Hüllhorst als Geistliche gedient. Johann Georg Gottfried Harhausen, der die Bevölkerung immer wieder auf die Segnungen des Lusmühler Wassers aufmerksam machte und die Einrichtung der ersten primitiven Badegelegenheiten veranlaßte, starb 1801 infolge anormalen Schwefelwassergenusses. Bad Lusmühle und viele Menschen im Minden-Ravensberger Raum denken noch heute an den aufrechten Hüllhorster Pfarrer zurück.

Die Lusmüller der späteren Generation haben den Sinn dieses Geschenkes der Natur besser begriffen als ihre Vorfahren. Sie verstopften keine Quellen mehr und legten dafür neue Brunnen an. Wer an rheumatischen Erkrankungen, Hexenschuß, Sehnenscheiden- und Gelenkentzündungen, Ischias, Hauterkrankungen oder bestimmten Frauenkrankheiten leidet, kommt nach Lusmühle.

Die drei später von den Lusmüllern geschaffenen Schwefelbrunnen liegen brach. Heute wird lediglich das aus einem 1930 geschaffenen Bohrloch sprudelnde Wasser genutzt. Etwa um die Pfingstzeit herum beginnt alljährlich die Badesaison. Dann ertönt bis weit in die Hüllhorster Dörfer hinein täglich um 14 Uhr von Bad Lusmühle aus eine lautstarke Dampfpfeife. Sie erinnert daran, daß die Mutter Erde hier heilkräftiges Schwefelwasser spendet, das seine Dienste denen anbietet, die sie suchen.


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