Sie sitzen unter einer uralten Hudeeiche auf dem Lüdenberg. Im frühen Mittelalter befand sich hier ein Wald, der von den Bauern der umgebenden Dörfer weiträumig gerodet wurde, um Ackerflächen anzulegen. Typisch für diese Zeit waren die sogenannten Wölbäcker. Es gab damals noch keine wendbaren Pflüge und die Scholle konnte nur in eine Richtung gewendet werden. Der Bauer begann von der Mitte aus zu pflügen, jeweils links und rechts im Wechsel. So wurde nach und nach der Acker zur Mitte hin aufgehäuft. Bei genauem Hinsehen können Sie die Hügel noch heute in der Landschaft entdecken. Im Zuge der Eversteinschen Fehde im Jahr 1407 wurden die Dörfer niedergebrannt und die kultivierte Landschaft verwüstet.
In den kommenden Jahrzehnten eroberte die Natur die Flächen zurück und der Wald entwickelte sich neu. Die Bauern nutzten den Wald, um dort ihr Vieh zu hüten. Auf diesen sogenannten Hude- oder Hüteflächen gaben Eicheln und Bucheckern eine gute Mast für Schweine, Schafe, Ziegen und Rinder.
Bis 1850 hatte die Bevölkerung lippeweit das Recht, ihr Vieh in die fürstlichen Wälder zu treiben. Diese spezielle Form der Viehwirtschaft prägte so ein besonderes Waldbild: Durch das Kurzhalten des Unterholzes durch die Tiere konnte der Wald sich nicht weiter verjüngen. Die vorhandenen Bäume entwickelten sich durch die guten Wuchs- und Lichtverhältnisse zu stattlichen Exemplaren mit ausladenden Kronen und knorrigen Stämmen. Wie diese Eiche hier. Bezahlt hat sie den Preis der Solitärstellung mit manchem Blitzeinschlag, aber sie trotzte Wind und Wetter.
Und auch Grenzstreitigkeiten hat sie überstanden. Die Flächen um sie herum waren in der Vergangenheit oft Anlass für Auseinandersetzungen zwischen den Fürstentümern Lippe und Pyrmont um den Verlauf ihrer Grenzen. Im Jahr 1796 kam es zu einem Vergleich, in dem ein Drittel des Berges Lippe zugesprochen wurde und zwei Drittel Pyrmont. Die Lipper bauten jedoch eine Klausel in den Vertrag ein, die festlegte, dass das Pyrmonter Gebiet noch ein letztes Mal durch die Lipper bepflanzt werden durfte. Die waren pfiffig und bauten kein Getreide an, sondern pflanzten junge Eichen und Buchen, die erst nach 63 Jahren abgeholzt wurden.
Glücklicherweise blieb diese Eiche abermals verschont. Heute bewacht sie die lippische Grenze zu Niedersachsen und hat mittlerweile ein stolzes Alter von über 300 Jahren erreicht.
Quellen: Peggy Pfaff: Solitärbaum mit Funktion; in: Heimatland Lippe • Peggy Pfaff: Ein selten gewordener Anblick; in: Heimatland Lippe • Wikipedia
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