F. Sagebiel wies bereits 1973 in seiner aufschlussreichen Schrift "Baumeister in und um Corvey" darauf hin, dass die Wehrdener Kirche "schon wegen der Einwölbung und der Vorhalle" des dreischiffigen Westbaus "aus dem Rahmen der übrigen Dorfkirchen" falle.
Die Leistung Ambrosius von Oeldes zeigt sich vornehmlich in der Fassaden- und Portalarchitektur, denn der Innenraum der Kirche ist doch recht schlicht: lediglich ein einfacher rechteckiger Saal unter einem wuchtig wirkenden Kreuzgewölbe mit Graten und Schlusssteinen.
Nach Karl-Josef Schmitz ("Grundlagen und Anfänge barocker Kirchenbaukunst in Westfalen", Paderborn 1969) ist die Innenraumgestaltung der Wehrdener Kirche nahezu identisch mit dem Innern der Kapuzinerkirche in Paderborn, und auch die Kirche in Schloss Neuhaus mag Anregungen gegeben haben.
Der prächtige Barockaltar hebt sich allerdings deutlich von dem schlichten Kirchenbau ab. Umgeben von geschnitzten Säulen mit Wappen, Gemälden und Figuren, liefert er ein Beispiel für das barocke Formenspiel, das eine Vorliebe für Kurven und Krümmungen besaß. Das kostbare Altarbild von Johann Georg Rudolphi stellt die "Heilige Familie" dar - ein Thema, das sich aus dem Motiv der "Flucht nach Ägypten" entwickelte und vor allem bis etwa zum 17. Jh. ein beliebtes Sujet gewesen ist.
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