Seit dem Mittelalter
Die hiesige Glasproduktion begann im 12. Jahrhundert mit Wanderglashütten im Eggegebirge. Die umliegenden Wälder mit ihren enormen Holzvorräten waren dabei von zentraler Bedeutung. Denn sie lieferten die Unmengen an Brennstoff, die man für die Glasherstellung benötigte: Das Holz wurde in Köhlereien zu Holzkohle verarbeitet, die dann z. B. für die Befeuerung
der Öfen verwendet wurde. Für die Produktion von Glas brauchte man neben Quarzsand und Bleioxid außerdem Pottasche. Pottasche ist ein weißes Salz, das durch mehrfaches Aufkochen und Verdunsten aus Holzasche gewonnen wurde. Allein für die Herstellung von Pottasche benötigte eine Wanderglashütte bis zu 30 ha Wald jährlich. Dadurch kam es zu großen Kahlschlägen und die Hütten mussten sich immer wieder neue Standorte suchen. Pottasche, Quarzsand und Bleioxid wurden in sogenannten »Glashäfen« (Töpfe aus Keramik mit jeweils vier Liter Fassungsvermögen) bei Temperaturen von rund 1.200 °C in Öfen zu Glas verschmolzen. Die Glasmasse wurde dann von Glasbläsern in die entsprechende Form gebracht.
Seit der Industrialisierung
Als Driburg 1864 an das Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, konnten große Mengen Steinkohle aus dem Ruhrgebiet heran transportiert werden. Die Wanderglashütten in den Wäldern hatten ausgedient. Jetzt konnten sich große Glashütten
in der Nähe des Bahnhofs niederlassen. Eine erste Phase des Hüttensterbens setzte in der Weimarer Zeit aufgrund der Weltwirtschaftskrise ein. Bis in die 1970er Jahre hinein gaben viele weitere Glashütten auf. Im Gegensatz zu ihren
Mitbewerbern waren sie nicht auf eine vollautomatische Produktionsweise umgestiegen, sodass ihr Geschäft nicht mehr rentabel war. 2013 wurde mit »Waltherglas« im Ortsteil Siebenstern die letzte produzierende Glashütte in Bad Driburg
geschlossen. Der Glashandel besitzt hier jedoch nach wie vor einen hohen Stellenwert (vgl. Informationsstele Nr. 2). Bad Driburg ist heute der größte Umschlagplatz für Glasartikel in Europa.
Die Geschichte der Glasstadt Bad Driburg wird hier im Glasmuseum anschaulich dargestellt. Ein Besuch lohnt sich.
Bildquellen: Soweit die Abbildungen nicht anderweitig gekennzeichnet sind,
entstammen diese den Archiven der Stadt Bad Driburg, Meiners, Herzog oder Gehle.
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